Tafeln arbeiten im Lockdown unter erschwerten Bedingungen Appell an Politik: arme Menschen und Tafeln unterstützen

Berlin, 10. November 2020

 

Der seit 2. November geltende Teil-Lockdown führt bei den Tafeln vielerorts zu weniger Lebensmittelspenden, einem Rückgang der aktiven Ehrenamtlichen und mehr Aufwand für Schutzmaßnahmen. Die allermeisten der bundesweit 950 Tafeln sind aktuell aber geöffnet, lediglich einzelne Tafeln mussten vorübergehend schließen. „Die Helferinnen und Helfer haben sich in den vergangenen Monaten auf eine Lebensmittelausgabe unter Pandemie-Bedingungen eingestellt“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland. 

 

Tafeln liefern Lebensmittel nach Hause, verteilen die Waren im Freien oder in vorgepackten Tüten und haben die Ausgabestellen mit Hygiene- und Schutzmaßnahmen sicherer gestaltet. Wenn möglich, wurden Ausgabezeiten verlängert und feste Abholzeiten vereinbart, um Menschenansammlungen zu vermeiden. „Über 90 Prozent der Tafeln berichten von stark gestiegenem Aufwand bei der Ausgabe von Lebensmitteln und einem gleichzeitigen Rückgang der aktiven Ehrenamtlichen. Die Belastung für die einzelnen Helferinnen und Helfer ist enorm“, sagt Brühl. Für den Winter rechnet Brühl mit einer weiteren Verschärfung der Situation bei den Tafeln. Rund zwei Drittel der Tafel-Aktiven sind im Rentenalter und gehören damit zur Corona-Risikogruppe. „Wir wollen im Winter unser Angebot aufrechterhalten und gleichzeitig unsere Ehrenamtlichen wie auch unsere Kundinnen und Kunden schützen“, sagt Brühl und fordert erneut kurzfristige Hilfen von Bund und Ländern, um den gestiegenen Aufwand und die damit verbundenen Kosten stemmen zu können. Bislang hatten die Tafeln lediglich in Hessen und Nordrhein-Westfalen öffentliche Gelder zur Bewältigung der Pandemie erhalten. 

 

Viele Tafeln erreichen durch die notwendigen Maßnahmen nur einen Teil ihrer Kundinnen und Kunden. Ältere und vorerkrankte Menschen bleiben aus Angst vor Ansteckung vermehrt zuhause. Mittagstische, Kochkurse, Seniorentreffs, Hausaufgabenhilfen und viele weitere Angebote können seit Monaten gar nicht oder nur für wenige Menschen stattfinden. Jochen Brühl schlägt deshalb Alarm: „Für viele unserer Kundinnen und Kunden ist die Tafel nicht nur ein Ort, an dem es günstige oder kostenlose Lebensmittel gibt. Die Tafel ist für sie zu einem sozialen Treffpunkt geworden. Gerade in Krisenzeiten helfen uns Begegnungen und Beziehungen mit anderen Menschen, die Situation zu bewältigen. Dass diese Angebote wegfallen müssen, ist für viele Menschen dramatisch. Digitale Lösungen kommen hier an ihre Grenzen.“

 

Brühl appelliert an die Politik, endlich Hilfen für arme Menschen in der Pandemie auf den Weg zu bringen. Die Krise trifft sie am härtesten. „Es ist nicht verständlich, dass die Bundesregierung das Problem zwar erkennt, aber nicht handelt. Notwendig wäre unter anderem eine kurzfristige Erhöhung der Grundsicherungssätze.“

 

In der Gesellschaft nimmt Brühl eine andauernde Solidarität wahr. „Seien Sie wachsam, bieten Sie Menschen in Ihrem Umfeld Hilfe an. Das können Lebensmittel sein, vielleicht aber auch ein gemeinsamer Spaziergang, eine Postkarte oder ein Telefongespräch. Auch die Tafeln benötigen jetzt Unterstützung. Die Situation ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Fragen Sie bei der Tafel in Ihrer Nähre nach, was gebraucht wird: ungeöffnete, lang haltbare Lebensmittel, Hilfe bei der Lebensmittelausgabe oder Geldspenden, um Schutzmaßnahmen oder Lieferdienste finanzieren zu können“, appelliert Brühl. 

 

Die Pressemitteilung steht hier zum Download als PDF bereit.

 

Tafel Deutschland e. V.

Lebensmittel retten. Klima schützen. Menschen helfen.

Die 950 gemeinnützigen Tafeln in Deutschland sammeln einwandfreie überschüssige Lebensmittel von Händlern und Herstellern und verteilen diese regelmäßig an mehr als 1,6 Millionen armutsbetroffene Menschen im ganzen Land. Damit schaffen sie einen Ausgleich zwischen Verschwendung und Armut. Mit rund 60.000 Ehrenamtlichen, die sich bei den Tafeln engagieren, sind die Tafeln eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland. Organisiert sind die Tafeln im Dachverband Tafel Deutschland e. V. 

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Toilettenpapier für die Tafeln

Mainpost vom 28.07.2020

In den Hochzeiten von Corona war Toilettenpapier knapp, denn Hamsterkäufe hatten das Produkt Mangelware werden lassen. So war es auch beim Rewe Center in Höchberg, weiß Marktleiter Marco Gredigk. Mittlerweile hat sich die Lage wieder entspannt und es gibt sogar Überkapazitäten. Einen Teil dieser Ware hat nun das Center der Tafel Höchberg, der ehrenamtlichen Lebensmittelausgabe an bedürftige Mitbürger, gespendet. Gleich zwölf Paletten gab der Marktleiter frei, die von den ehrenamtlichen Fahrern der Tafel Höchberg, aber auch der Tafel Würzburg abgeholt wurden. Die Verbindung der Tafeln untereinander sei so gut, dass man sich gegenseitig von besonderen Aktionen berichte und sich unterstütze, wo immer möglich, so die Vorsitzende der Tafel Höchberg, Magdalena Roßbach.

Hexen spenden an die Tafel Höchberg

Mainpost vom 28.07.2020

Als die Höchberger Hexen dieses Jahr an Fasching durch den Ort huschten und mit ihren großen Besen für Sauberkeit in den Straßen und Häusern sorgten, sammelten sie statt dabei Geld für einen sozialen Zweck in der Gemeinde. Dieses wurde nun an die Vorsitzende der Tafel Höchberg Magdalena Roßbach überreicht. Wegen der Corona-Pandemie hatte sich die Übergabe etwas verzögert. Insgesamt 440 Euro hatten die Hexen bei Höchberger Geschäftsleuten gesammelt. Groß war der Dank von Roßbach für den unerwarteten Geldeingang. Da die Tafel Höchberg im August für vier Wochen geschlossen hat – vom 12. August bis 3.¼September –, kann mit diesem Geld für die Kunden etwas zurückgelegt werden, das sonst nicht möglich wäre, so Roßbach. Denn es finden in dieser Zeit keine Lebensmittelausgaben statt. Dies sei eine Folge der Coronakrise und wird mit dem erhöhten Aufwand für die ehrenamtlich Tätigen durch höhere Auflagen begründet.

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